Wer sagt, dass Kinder am Tisch lernen müssen? Kinder lernen unterschiedlich. Genauso unterschiedlich, wie auch ihre Persönlichkeiten sind. Oder auch ihr Charakter, Verhalten und ihre Ideen. Auf nur die eine Art zu lernen, entspricht also nicht dem, wie wir eigentlich sind. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich das Lernen viel einfacher und angenehmer zu gestalten. Egal, ob Grundschulkind oder Abiturient. Man lernt nie aus, wenn es um das eigene Lernverhalten geht. Die Devise ist also: Ausprobieren.
Wir lernen unterschiedlich
Du wirst es sicher aus eigener Erfahrung kennen oder bei deinem Kind sehen. Manche Menschen brauchen einfach mehr Bewegung und Freiraum als andere. Und das kann sich auf das Lernen auswirken. Grundsätzlich ist es so, dass jedes Kind Aufmerksamkeit braucht, davon sogar so viel wie nur möglich. Auch beim Lernen sehnen sich viele Kinder nach Aufmerksamkeit. Nicht, weil allein lernen langweilig ist, sondern weil es ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen ist, Aufmerksamkeit und damit auch Liebe und Geborgenheit zu erhalten.
Hausaufgaben oder das tägliche Lernen wird von vielen Kindern als lästiger Begleiter der Schule angesehen. Kinder sind oft verunsichert, haben Fragen oder verstehen eine Aufgabenstellung nicht. Umso wichtiger ist es, ihnen in genau diesen Momenten unsere Aufmerksamkeit zu schenken. Wir können sie durch Hilfestellungen kompetent machen und so das eigenständige Lernen fördern.
- Du kannst dein Kind fragen, ob es alles verstanden hat.
- Setz dich beim Hausaufgaben machen oder beim Lernen einfach ein paar Minuten dazu und warte ab, ob dein Kind dich anspricht oder dir Fragen stellt.
- Lass dir von deinem Kind ein Thema nochmal genauer erklären.
- Fragt euch gegenseitig ab. Lass dich ins Lernen miteinbeziehen.
Aufmerksam zu sein bedeutet herauszufinden, wie das jeweilige Kind überhaupt lernen möchte. Meiner Erfahrung nach gibt es für jedes Problem beim Lernen oder beim Bearbeiten der Hausaufgaben auch die entsprechende Lösung. Und meistens hängt diese mit dem „Wie“ des Lernens zusammen. Wenn es um das „Wie“ des Lernens geht, haben wir eigentlich Glück, da wir hier einen riesen großen Spielraum zur Verfügung haben.
In der Lernbetreuung mit den Schülern werden mir unheimlich viele Vorschläge gemacht, wie wir denn lernen könnten. So gut wie jede Idee haben wir davon auch schon ausprobiert. Mit Erfolg! Wenn die Kinder selbst aktiv werden, sind sie auch sehr viel motivierter.
Der Lernspaziergang
Eine dieser vielen Ideen ist der Lernspaziergang. Auch diese Idee kann vielfältig abgewandelt und auf dein Kind angepasst werden. Das Gute am Lernen: es kann nahezu überall gemacht werden. So eben auch im Laufen. Natürlich kommt es immer auf die jeweilige Aufgabe und das Themengebiet an. Wenn es passt, eignen sich auch Spaziergänge optimal zum Lernen. Das Vokabelheft oder das Mathebuch kann mitgenommen werden und beim Laufen werden Aufgaben mündlich gelöst.
Bewegung hilft beim Lernen
Es ist natürlich bekannt, dass Bewegung als kleine Pausen vom Lernen auch Kindern besonders gut tut. Aber auch das Lernen während man sich bewegt hat einige Vorteile: Beim Sport werden hormonelle Vorgänge im Körper beeinflusst und das führt dazu, dass Stress abgebaut und die Laune gehoben wird. Sport macht gute Laune, das ist natürlich nichts Neues, kann bei Kindern beim lästigen Lernen aber wieder ein Hoffnungsschimmer sein.
Außerdem ist Sport natürlich auch gut gegen Rückenschmerzen, Übergewicht und Haltungsschäden und steigert das Selbstbewusstsein sowie -vertrauen. Alles Aspekte, die wir bei Schulkindern nicht außer Acht lassen sollten. Auch beim Lernen hilft Bewegung. Durch Bewegung wird der Körper und der Geist wieder wach, aufnahmefähiger und konzentrierter. Denn Bewegung verbessert die Sauerstoff- und Zuckerversorgung im Gehirn und dadurch klappt die Verarbeitung der Informationen im Gehirn besser. Es ist sogar schon nachgewiesen worden, dass unser Gehirn besser arbeiten kann, wenn es mehr Sauerstoff bekommt, wir uns also dabei bewegen. Sauerstoff wird beim Atmen in unsere Lungen gepumpt, von wo es über das Blut in unser Gehirn gelangt. Die Schlussfolgerung lautet daraus nun: Wir lernen sehr viel schneller und effektiver, wenn wir uns dabei bewegen. Dazu kommt, dass ruhige und fließende Bewegungen wie z. B. langsames Spazieren Blockaden im Gehirn lösen kann - so kann man den Stoff leichter aufnehmen. Gerade wenn also mal der Knoten bei einem bestimmten Thema nicht platzen möchte, lohnt es sich also mal nach draußen zu gehen.
Wie kann der Lernspaziergang nun aussehen?
Für den Lernspaziergang gibt es mehrere Varianten. Das einzig Wichtige ist immer nur, dass sich dein Kind auch tatsächlich dabei bewegt. Wo ihr den Spaziergang macht, ob in der Wohnung, im Garten, auf einem Feldweg oder in der Nachbarschaft, ist ganz euch überlassen.
weitere Lernmöglichkeiten
Zu Hause:
Auch in den eigenen 4 Wänden kann so ein Spaziergang gestaltet werden. Es kommt immer darauf an, was gelernt werden muss. Vokabeln können zum Beispiel auf kleine Karten geschrieben und in der ganzen Wohnung verteilt werden. Beim Umherlaufen in der Wohnung speichern sich die Vokabeln immer besser ab. Auch Mathe oder ganze Texte können so gelernt werden. Aufgaben kommen in das eine Zimmer, die Lösung liegt auf einer Karte im anderen Zimmer. Beim Hin- und Herlaufen wird die Denkleistung angekurbelt und die Inhalte können sich schneller und einfacher gemerkt werden. Natürlich kann auch einfach ein Gedicht o.ä. beim Herumlaufen in der Wohnung geübt werden. Mit etwas Vorbereitung kannst auch du dich beim Lernspaziergang beteiligen und unterstützen. Lest euch gemeinsam ein Thema durch, dass gerade aktuell ist oder in der nächsten Klassenarbeit thematisiert wird. Anschließend werden in der ganzen Wohnung Zettel mit Fragen zu diesem Text aufgehängt. Dein Kind oder ihr zusammen könnt dann anschließend los und diese Aufgaben lösen.
Unterwegs:
Auch außerhalb der eigenen 4 Wände kann in Bewegung gelernt werden. Sucht euch vorab dafür schon eine passende Gegend aus. Natürlich braucht dein Kind zum Lernen dennoch etwas Ruhe, um sich zu konzentrieren. Ein stark befahrenes Viertel macht sich hierfür nicht so gut. Bestenfalls seht das Ganze als Ausflug an und macht einen Feld- oder Waldspaziergang. Wenn ihr in einer Wohnsiedlung wohnt, kann diese sich auch anbieten. Schnappt euch ein Buch oder das Vokabelheft und lauft einfach mal drauf los. Dein Kind muss noch seine Methode beim Laufen finden. Kann es beim Laufen lesen? Oder liest es lieber im Stehen und wiederholt dann alles noch einmal beim Laufen? Vokabeln können auch gut mit Orten verknüpft und Matheinhalte können mit Schritten oder anderen Bewegungen verbunden werden.
In Bewegung zu lernen kann etwas ganz Neues und Anderes für dein Kind sein. Probiert es dennoch einfach mal aus. Auch der Körper und das Gehirn muss sich natürlich an diese neue Aufgabe gewöhnen. Daher macht euch keinen Druck, wenn sich die ersten Male noch ungewohnt oder nicht effektiv anfühlen. Auch hier gilt: Übung macht den Meister.
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