Lernen und Bewegung haben viel gemeinsam. Kinder sind (gefühlt) einfach immer in Bewegung. Schon vor der Geburt bewegen sie sich im Mutterleib, und kaum auf der Welt machen Kinder sich ihre Umwelt durch Bewegung begreifbar. Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang. Genauso ist es ihr Drang, Neues zu lernen. Sie lernen unaufhörlich, sammeln Erfahrungen und wollen die Welt (be-)greifen.
Bewegung schafft Anreize zum Lernen
Für Kinder ist es vollkommen natürlich, sich ständig zu bewegen. Im Spiel mit Gleichaltrigen messen sie ihre Kräfte, lernen ihre eigenen Grenzen kennen, trainieren ihre Kooperationsfähigkeit und stärken dadurch ihr gesammeltes Selbstvertrauen. Sie brauchen diese spielerische und sportliche Aktivität aber auch, um ihren Gleichgewichtssinn und ihre Geschicklichkeit zu schulen. All das sind bereits Lernerfahrungen, die Kinder in ihren ersten Lebensjahren durch Bewegung machen. Darüber hinaus fördert Bewegung bei Kindern die Ausdauer und die Konzentration. Ihr Gehirn wird besser mit Sauerstoff versorgt und sie nehmen zahlreiche Sinnesreize auf – etwa von anderen Kindern oder aus der Natur. Das wiederum steigert die Aufmerksamkeit.
Vorteile vom Lernen in Bewegung
Grundsätzlich sei vorab gesagt: Kinder lernen ausdauernder, gründlicher und begeisterter, wenn sie ihren Körper mit allen seinen Sinnen dabei einsetzen können. Denn durch Bewegung bilden sich neue Nervenzellen im Gehirn, was wiederum den Kindern beim Lernen hilft. Wenn Kinder zum Beispiel während des Vokabel Lernens oder beim Üben der 1x1 Reihen auf und ab laufen, sprechen sie mehrere Sinne an und können sich so die Begriffe besser merken.
Dazu kommt, dass das Gelernte so auch besser im Gedächtnis bleibt. Wenn sich dein Kind im Unterricht, der Kita oder der Schule, aber auch in der Freizeit bewegt, tut es nicht nur dem eigenen Körper etwas Gutes, sondern auch den Lernleistungen.
Was passiert beim Lernen im Körper?
Beim Bewegen werden hormonelle Vorgänge im Körper beeinflusst und das führt dazu, dass sich das Stimmungsbild deines Kindes ändert und auch Stress abgebaut werden kann. Durch Bewegung werden der Körper und der Geist wieder wach, aufnahmefähiger und konzentrierter. Denn Bewegung verbessert die Sauerstoff- und Zuckerversorgung im Gehirn und dadurch klappt die Verarbeitung der Informationen im Gehirn besser. Auch unser Gehirn kann besser arbeiten, wenn es mehr Sauerstoff bekommt, wir uns also dabei bewegen. Sauerstoff wird beim Atmen in unsere Lungen gepumpt, von wo es über das Blut in unser Gehirn gelangt. Die Schlussfolgerung lautet daraus nun: Wir lernen sehr viel schneller und effektiver, wenn wir uns dabei bewegen.
Auch langsame Bewegungen, wie spazieren gehen oder langsames Fahrradfahren kann helfen, da langsame, gleichmäßige Bewegungen Blockaden im Gehirn lösen können. Auch die Aufmerksamkeit kann mit Hilfe von Bewegung geschult werden. Deinem Kind hilft eine gute Aufmerksamkeit in vielen Lebenslagen. Dir natürlich auch... Aufmerksamkeit entsteht, wenn die Nervenzellen im Gehirn ausreichend aktiv sind. Dazu braucht das Gehirn einerseits Sinnesreize, andererseits einen aktiven Stoffwechsel. Auch das gelingt wieder mit ausreichend Bewegung im Alltag. Denn so wird genug Sauerstoff aufgenommen, um die Zellen optimal zu versorgen. Wie wach und fit (körperlich, aber auch geistig) jemand ist, hängt vor allem davon ab, wie gut das Gehirn und die Zellen mit Sauerstoff versorgt sind und welche Sinnesreize das Gehirn aufnimmt.
Beispiele wie Bewegung in das Lernen integriert werden kann
Kinder im Grundschulalter können sich in der Regel nicht länger als 20 Minuten am Stück konzentrieren. Du kennst es sicherlich, wenn dein Kind nach den Hausarbeiten oder längeren Arbeitsphasen unruhig wird. Das ist ein ganz normaler Prozess und auch in Ordnung so. Regelmäßige Bewegungspausen helfen deinem Kind - am besten noch bei geöffnetem Fenster. Einfach mal aufstehen, recken und strecken und um den Stuhl herumlaufen muntert müde Kinder auf.
Schultaschen-Slalom: Mit dieser Übung aktivierst du dein Kind und förderst seine Bewegungskoordination. Lasse dazu dein Kind seine Schulsachen aus der Tasche mit etwas Abstand hintereinander aufstellen. Nun kann dein Kind loslaufen, wie der Skiläufer im Slalom um die Schulsachen herum. Es kann galoppieren wie ein Pferd, hüpfen wie ein Frosch oder seitwärts laufen lassen - so wie es Spaß macht. Wenn du mehr als ein Kind hast, integriere sie gerne in das Spiel. Auch mit Freunden kann das schön umgesetzt werden und tut allen gut.
Geometrie mit Seilen: Auch Schulinhalte können mit Bewegung aufbereitet werden. Im Mathematikunterricht kann dein Kind geometrische Figuren körperlich gestalten. Zum Beispiel, indem dein Kind diese Formen mit Seilen auf den Boden legt. Es können Quadrate, Rechtecke, Kreise oder auch mal Trapeze sein.
Lesespaziergang: Du liest deinem Kind einen Text vor. Anschließend geht dein Kind im Raum spazieren und erzählt dir nochmal aus seinen Erinnerungen heraus, was im Text passiert ist.
Rechenspaziergang: Überall im Raum verteilt liegen Karten mit Aufgaben darauf. Dein Kind kann im Raum herumlaufen und diese Aufgaben nach und nach lösen. Alternativ können auch Aufgaben und Lösungen im Raum verteilt sein. Dein Kind muss dann die jeweilige Lösung der Aufgabe zuordnen.
Rechnen und Stampfen: Dein Kind kann im Raum herumlaufen und dabei Aufgaben rechnen, die du ihm stellst. Jede Zahl muss mit einer Bewegung verknüpft werden. Das kann Armkreisen, bücken oder auch hüpfen sein. Das Ergebnis wird dann gestampft, sodass es gut im Kopf bleibt.
Spielend die Aufmerksamkeit fördern: Bewegungsübungen steigern die Aufmerksamkeit. Ruhigere Übungen fördern die Fähigkeit, diese gezielt auszurichten und sich selbst oder Sinnesreize wie zum Beispiel Geräusche intensiv wahrzunehmen.
Lernen muss nicht immer auf die ein oder andere Art geschehen. Und vor allem heißt lernen nicht immer am Tisch sitzend zu lernen. Lernen bedeutet, sich zu entwickeln, Erfahrungen zu machen und Neues dazu zu lernen. Wie das aussieht, sollte immer dem jeweiligen Kind überlassen werden. Bewegung ist eine Art zu lernen und hilft deinem Kind dabei, sich Dinge leichter zu merken, aufmerksam zu sein und sich zu konzentrieren. Aber auch hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wie ihr euch das Lernen in Bewegung gestalten könnt. Werdet kreativ und probiert euch einfach mal aus. Es gibt kein richtiges oder falsches Lernen. Ihr müsst nur euren Lernweg finden.
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