ErzieherInnen und pädagogische Fachkräfte, die als Kita Team zusammenarbeiten, entwickeln aufgrund ihrer Verhaltensmuster und ihrer Persönlichkeit ein ganz individuelles Rollenverhalten. Beim Rollenverhalten geht es um die Art und Weise, wie Fachkräfte zusammenarbeiten, miteinander kommunizieren und sich im Team verhalten. Optimal wäre es, wenn sich alle Fachkräfte mit ihren Rollen, d. h. auch mit ihren Stärken und Schwächen ergänzen. Ist dies nicht der Fall, kann sich das Team missverstanden fühlen und es kann zu Spannungen führen und zu Konflikten kommen.
Das Teamrollen-Modell vom britischen Psychologen und Unternehmensberater Dr. R. Meredith Belbin, veranschaulicht die Einteilung eines Teams hinsichtlich vordefinierter Rollen. Belbin wollte erforschen, wie gut Teams in Abhängigkeit von ihrer Zusammensetzung arbeiten. Sein Modell unterteilt neun verschiedene Rollen, die für Ausgeglichenheit im Team führen und zu höherer Produktivität.
Welche Teamrollen unterscheidet Belbin?
Belbin unterteilt drei große Bereiche: 1) Handlungsorientierte Rollen, 2) Wissensorientierte Rollen und 3) Kommuikationsorientierte Rollen. Jeder Kategorie werden noch einmal drei Untergruppen zugeordnet.
Handlungsorientierte Rollen:
- MacherIn: Treibt und formt viele Teamaktivitäten
- Aufgabe im Team: treibt und formt viele Teamaktivitäten, Diskussionen und Ergebnisse
- Merkmale: arbeitet gut unter Druck, überwindet Probleme, ungeduldig, dominant, extrovertiert
- Schwächen: provokant, keine Rücksicht auf Gefühle anderer, impulsiv, leicht zu frustrieren
- UmsetzerIn: Disziplinierte/r und effektive/r ArbeiterIn
- Aufgabe im Team: setzt Konzepte in Pläne um und führt sie systematisch aus
- Merkmale: sehr diszipliniert, verlässlich, effizient, setzt Ideen in Aktionen um
- Schwächen: eher unflexibel, reagiert verzögert auf neue Möglichkeiten
- PerfektionistIn: Bringt Dinge zu Ende
- Aufgabe im Team: vermeidet Fehler und Versäumnisse, stellt optimale Ergebnisse sicher
- Merkmale: gewissenhaft, ängstlich, hält Fristen ein, introvertiert, wenig Selbstbewusstsein
- Schwächen: neigt zu übertriebener Besorgnis, delegiert nicht gern
Wissensorientierte Rollen:
- ErfinderIn: Unkonventionell im Denken
- Aufgabe im Team: bringt neue Ideen und Strategien, sucht nach Lösungen
- Merkmale: kreativ, gute Problemlösungsfähigkeit, hoher IQ, introvertiert
- Schwächen: ignoriert Nebensachen, konzentriert sich auf persönliche Interessen
- BeobachterIn: Kritische/r StrategIn, detaillierte/r BeurteilerIn
- Aufgabe im Team: untersucht Ideen und Vorschläge auf ihre Machbarkeit und praktischen Nutzen
- Merkmale: nüchterner Analytiker, eher introvertiert, ergreift selten das Wort
- Schwächen: mangelnde Begeisterung, kann kaum motivieren, verliert das Interesse nach Kritik, herablassen
- SpezialistIn: Gutes Urteilsvermögen,besonderer Sturkopf
- Aufgabe im Team: oft technisch/fachlich, verfügt über umfangreiches Wissen/Infos/Fähigkeiten
- Merkmale: selbstbezogen, sehr antriebsstark, manchmal zerstreut
- Schwächen: neigt dazu, sich in technischen Einzelheiten zu verlieren, enger Bereich der Leistungsfähigkeit
Kommunikationsorientierte Rollen:
- KoordinatorIn: Ermuntert zu Beiträgen, Zielorientierung
- Aufgabe im Team: Kontrolle der Teamaktivitäten, Nutzung vorhandener Ressourcen
- Merkmale: selbstsicher, fördert die Entscheidungsfindung, extrovertiert
- Schwächen: wirkt manipulierend, Delegation eigener Aufgaben, ideenarm
- TeamarbeiterIn: Geht auf Personen ein und fördert den Teamgeist
- Aufgabe im Team: hilft effektiv zu arbeiten, verbessert die Kommunikation
- Merkmale: kooperativ, einfühlsam, diplomatisch, baut Spannungen ab
- Schwächen: unentschlossen in kritischen oder konfliktären Situationen
- WegbereiterIn: Erforscht Neues, baut Kontakte auf
- Aufgabe im Team: untersucht Quellen außerhalb des Teams, entwickelt nützliche Kontakte
- Merkmale: extrovertiert, kommunikativ, findet neue Optionen, entwickelt Kontakte, dominant
- Schwächen: verliert Interesse, wenn sich der erste Enthusiasmus gelegt hat
Kannst du dich einer oder mehrerer Rollen zuordnen?
Wie entsteht ein gut ausbalanciertes Team?
Vorweg ist wichtig zu erwähnen, dass man nur wenigen Menschen eindeutig eine Rolle zuordnen kann. Viel häufiger ist es, dass sich Personen zwei bis drei Teamrollen zuordnen. Im Laufe des Lebens können sich die Rollen, und die individuellen Rollenschwerpunkte einer Person, verändern. Für Kita Teams ist jede Rolle gleich wichtig. Je bunter die Zusammenstellung im Team ist, desto effektiver wird die Arbeit.
Es ist wichtig, dass die Kita Leitung die Rollen regelmäßig überprüft und die Stärken aller Teammitglieder berücksichtigt. Bei der Zuweisung von Verantwortlichkeiten ist es hilfreich, immer an die Persönlichkeitsmerkmale der einzelnen Fachkräfte zu denken. Diese kann man sehr gut bei praktischen Übungen oder in Mitarbeiterbeurteilungen herausfinden. Es kann allerdings auch vorkommen, dass sich das Kita Team nicht optimal ergänzt. Wie sieht es dann aus? Hier ein paar Beispiele mit Konfliktpotenzial:
Homogene Rollen: Wenn zwei gleiche oder ähnliche Rollenkonstellationen zusammen kommen, besteht die Gefahr, dass sich die Fachkräfte nicht ergänzen sondern in Konkurrenz zueinander stehen oder sich ihre Schwächen potenzieren.
Fehlbesetzte Positionen: Positionen werden ab und zu mit Personen besetzt, die diese zwar wollen, aber nicht – oder zumindest nur mit großen Schwierigkeiten – ausführen können. Auch dies kann zu Konflikten führen.
Nicht vergleichbare Teams: Wenn man mal zwei Kitagruppen mit der gleichen Kinderanzahl, gleichen Arbeitszeiten, gleichen Räumlichkeiten betrachtet, sind doch die Ergebnisse und Arbeitsweisen dieser beiden Gruppen nicht miteinander vergleichbar. Verschiedene Teams bringen, dem Rollenverhalten der Teammitglieder entsprechend, auch immer unterschiedliche Arbeitsergebnisse hervor.
Teammitglieder beteiligen sich nicht: In jedem Team gibt es fast immer Fachkräfte, die sich bei Diskussionen oder Entscheidungsfindungen enthalten oder der Mehrheit anschließen. In solch einem Fall sollten sich die anderen Teammitglieder fragen, wieso sich der/die KollegIn so verhält und herausarbeiten, wie wichtig die Fähigkeiten der Person für das gesamte Team sind.
Welche Vorteile gibt es, die Teamrollen in der Kita zu kennen?
Verständlicher Weise können nicht immer alle Teams optimal besetzt werden. Trotzdem hilft es sehr, zu wissen, wer im Team welche Rolle einnimmt, um das Verhalten besser zu verstehen. Dadurch können Kommunikation, Erwartungen, aber auch Lob und Anerkennung besser auf das Gegenüber abgestimmt werden. Um Schwächen zu akzeptieren und Stärken gezielter einzusetzen, hilft eine gezielte Analyse der Einzelnen pädagogischen Fachkräfte.
- "Sie lenkt den Fokus nicht auf das, was ein anderes Teammitglied nicht gut macht, sondern auf das, was es an Stärken mit ins Team bringt.
- Sie hilft zu verstehen, dass man trotz unterschiedlicher Teamrollen gut miteinander arbeiten kann.
- Sie führt zur Reflexion der eigenen Rolle im Team: Das bin ich und das kann ich. Dies stärkt das (Selbst-)Bewusstsein der Teammitglieder.
- Die gemeinsamen Gespräche über die unterschiedlichen Teamrollen fördern die Feedback- Kultur im Team.
- Schwelende Konflikte können benannt und so besser bearbeitet werden.
- Kita-Leitungen können die Teammitglieder adäquater einsetzen und in Einstellungsverfahren besser auf die noch fehlenden Rollen achten." (Kindergarten heute, Ausgabe 9, 2018.)
Die Etablierung einer positiven Teamkultur in der Kita ist entscheidend für eine gute Zusammenarbeit, einen harmonischen Arbeitsplatz und eine optimale Betreuung der Kinder.
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Quellen: So gelingt die Zusammenarbeit im Kita-Team (4), Kindergarten heute, Ausgabe 9, 2018.
Belbin, R. M. (1993): Team Roles at Work. Oxford: Butterworth- Heinemann.
Dick, R./West, M. A. (2005): Teamwork, Teamdiagnose, Teamentwicklung. Göttingen: Hogrefe, S. 29 ff. Weitere Details zu den Rollenbeschreibungen siehe hier: https://www.belbin. de/teamrollen (letzter Zugriff: 20.06.2018).
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